In der Welt erleben wir kriegerische Auseinandersetzungen, deren Ursachen und Zusammenhänge vertuscht und verschoben werden. Der einzelne Mensch kann nicht wirklich ein klares Bild erschaffen, wenn er sich nicht umfassend verschiedene Portale anschaut, die darum bemüht sind, der Wahrheit näher zu kommen. Der Mensch sieht sich einer großen Herausforderung ausgesetzt. Es ist die Herausforderung der Unterscheidungsbildung für das, was im gesamten menschlichen Dasein zur Entwicklung und Aufbau und was zur Schwächung und Zerstörung führt.
Im Zuge dieser Herausforderung bemühen sich viele Menschen um Erkenntnis. Sie suchen und scrollen am Handy, sie kommentieren und versenden Nachrichten hin und her. Die einen sind aktiv und tragen ihre Wahrnehmungen zu einem Bild zusammen und schreiben Berichte, machen Interviews und organisieren Vorträge und Demonstrationen. Andere gehen regelmäßig zu den Vorträgen und den Demonstrationen. Sie wollen alle aktiv werden und nicht zuschauen, wie die Ungerechtigkeiten und das kriegerische Treiben sich immer stärker ausbreiten. Ich würde sagen, dass dies ein gesundes Gefühl ist. Dennoch kann daraus auch blinder Aktionismus werden.
Andere gehen in den Rückzug, äußern keine Kritik, leben recht angepasst und wollen Harmonie und Toleranz leben. Aber was ist eigentlich Harmonie? Ist eine Harmonie wirklich gegeben, wenn wir eine Lüge oder Projektion nicht korrigieren, nur um einem unangenehmen Dialog oder Streit aus dem Weg gehen zu können? Oder sie warten darauf, dass andere Menschen das Problem in die Hand nehmen und für Ordnung sorgen. Ich denke, dass dadurch die Unordnung erst recht gegeben ist und dies in der seelischen Ebene. Wo beginnt eigentlich das Kriegerische? Es ist nicht die Materie selbst, die eine Feindseligkeit hervorbringt, denn sie ist neutral. Es sind auch nicht die geistigen Gesetze, die ein Problem erzeugen, denn diese sind ganz unabhängig zu sehen. Es ist der seelische Bereich, der für Ordnung oder Unordnung, für Krieg und Frieden sorgt. Aus welcher Region bildet der Mensch sich Gedanken und Vorstellungen? Es ist entscheidend, ob der Mensch von einem sozial wertvollen und allgemeingültigen Gedanken ausgeht oder ob er im Materiellen und von den subjektiven Begehrensströmen sich leiten lässt. Wo gründet das Motiv?
Direkt können wir kaum auf die Kriegshandlungen einwirken. Jedoch können wir dafür sorgen, dass die Atmosphäre, die erfüllt ist von all den Gedanken und Gefühle der Menschen, dass diese substanzieller wird. So können die Gedanken von Menschen, die in ihrer „Scheinharmonie“ leben, beispielsweise durch eine Unterlassung von konstruktiver Kritik, die Sphäre, an der wir alle teilhaben, regelrecht vergiften. Dies wiederum ist eine Nahrung für die Menschen, die mit Lügen und hinterhältigen Machenschaften arbeiten.
Diese Gedanken sind wahrscheinlich für viele Menschen fremd aber wir können einmal die Vogelperspektive einnehmen und erweitern. Von der Vogelperspektive ausgehend sieht der Mensch die erweiterten Zusammenhänge mit der Natur und nicht nur die eigenen vier Wände. Aus dem All heraus sieht er die Weltkugel in Zusammenhang mit den Planeten und den Sternen. Jetzt können wir uns einmal erlauben noch weiter zu gehen und aus der geistigen Warte zu schauen. Da haben wir nun keine oder wenig Erfahrungen, jedoch geben uns Rudolf Steiner und Heinz Grill diesbezüglich sehr viele Anschauungsmöglichkeiten. (1) Auch Goethe und Schiller haben aus der geistigen Schau heraus die Sprache geformt.
Der Blick, ausgehend von der geistigen Ebene, den Gesetzmäßigkeiten und Gedankenwelt, fördert die Fähigkeit, die Auswirkungen einer irdischen Tat nach den seelisch- und geistigen Zusammenhängen zu betrachten. Wilder Aktionismus und das Bestreben Gutes zu tun bewirkt im Irdischen vielleicht Anerkennung aber aus geistiger Sicht zählt nur das Motiv. Liegt das Motiv im Persönlichen des Menschen und seiner Erwartungshaltung ohne Blick auf die gesamte soziale und geistige Entwicklung, dann ist das Lebendige ausgegrenzt und das verwandelnde Prinzip ausgeschlossen. (2)
Aus dieser Sicht heraus ergibt sich die logische Konsequenz, dass wir uns auf einem Gebiet schulen müssen, das außerhalb unseres Intellektualismus liegt. Die spirituelle Arbeit darf aber jetzt nicht als Methode verstanden werden. Die Gefahr ist jedoch groß. Vor allem mit den vielen Meditationsformen und Yogastilen wird oftmals sogar kompensatorisches Verhalten gefördert. Yoga heißt übersetzt Geistschulung und die Körperübungspraxis ist ein Teil dieser Schulung neben der Meditationsarbeit, den Konzentrations- und Atemübungen, sowie einem Studium von spirituellen, hohen Schriften. Es ist aber nicht die Yogaübung selbst, die eine Entwicklung hervorbringt, sondern die eigene, praktische Auseinandersetzung des Menschen mit den Inhalten bis diese in erste Empfindungen und Erkenntnisse gelangen und mit der Ausformung zum Ausdruck kommen. Durch die individuelle Arbeit wird der Gedanke erneut verlebendigt und in die Existenz geführt. Das, was dann lebt in der Sphäre, ist eine Nahrung, die nicht das „Böse“ und Lügenhafte nährt, sondern Raum schafft für erbauende Gedanken. Das menschliche Miteinander entscheidet, ob Räume für Entwicklung eröffnet werden oder nicht. Die Gemeinschaftsarbeit lebt von der verantwortungsbewussten Haltung des Einzelnen und bildet das Gegenteil einer Gruppenbildung, die sogar kriegstreiberisch wirkt.
Rudolf Steiner zeigte unermüdlich einen Geistschulungsweg auf, der den Menschen in seiner schöpferischen Arbeit fördert und zu einem vermittelnden Wesen werden lässt zwischen Geist und Materie. Den Gedanken von ihm, dass es einen neuen Yogawillen braucht, hat Heinz Grill aufgegriffen und ebenfalls aus der geistigen Schau heraus erarbeitet und in die Umsetzung gebracht. So ist es Heinz Grill ein Anliegen, dass durch eine intensive, eigenständig motivierte Geistschulung, die er an der Hochschule in Italien (3) lehrt, die Weisheiten von Rudolf Steiner neu aufgegriffen und verlebendigt werden können.
Mit dem Körper als Instrument, beispielsweise im Yoga, erleben wir eine der besten Möglichkeiten die Bewusstseinsarbeit direkt umzusetzen. Die vermittelnde Empfindungsentwicklung des Übenden mit der vom Gedanken ausgehenden Yogapraxis, führt zu einer Integrität. Diese Integrität kann auch erlebt werden, wenn die Bewusstseinsarbeit im Beruf mutig und entschlossen umgesetzt wird.
Aus seelisch-geistiger Sicht wirkt diese ordnende Arbeit ausgleichend in die Welt. Direkt können wir nicht einwirken in das Kriegsgeschehen aber indirekt schon. Manchmal müssen wir den willentlichen Aktionismus zurückhalten und abwarten, um nicht in einen Erschöpfungszustand zu fallen. Aus diesem Grund ist eine gedankliche, objektbezogene Yogapraxis nicht ein Mittel, um „aufzutanken“, sondern um mit einer klaren Vorstellungsbildung zu allgemeingültigen Gedanken sich im Leben positionieren zu können.
Menschen mit integeren Gefühlen und einer mutigen Lebensausrichtung, die sozial und entwicklungsfreudig ist, einer Fähigkeit zur Unterscheidungsbildung und Verantwortungsbewusstsein und natürlich mit einem willentlichen Streben nach praktischen Umsetzungen, wir-
ken ausgleichend in die Welt. Sie scheuen sich nicht vor der Arbeit des Hinschauens, des Forschens, der Vorstellungsbildung und gemäß der Erkenntnisse, entschieden und eigenständig zu Handeln. Eine „Sache“ ist aber dafür notwendig: Der Mensch braucht ein wahres Ziel, das nicht im Materiellen gründet und ihn bindet mit seinen emotionalen Wünschen und Begehren. Der Mensch sollte sich Ziele setzen, die ihn herausfordern im Denken, Fühlen und Wollen.
Das Denken sollte objektiv und frei werden von vorschnellen Urteilen. Das Fühlen sollte sich zu einem sensiblen, wahrnehmenden Fühlen entwickeln und dadurch zu einer wirklichen vermittelnden Instanz. Der Wille ist eine wichtige große Kraft und dieser sollte sich zu einem freien, ausdauerfähigen Willen ausbilden, der von einem objektiven Denken aus der obersten Führungsinstanz, dem ICH, gelenkt wird.
Das ist insofern wichtig, damit all die Berichte und Ausarbeitungen von Menschen, die darum bemüht sind, die Verdrehungen und Lügen in das Licht zu rücken, von den Lesern und Hörern nicht konsumiert werden. Die Kenntnisse und Erkenntnisse sollen neu gedacht und umgesetzt werden – für ein neues differenziertes Denken, Fühlen und Wollen. Das ist die neue Gewaltlosigkeit der Zukunft – das Prinzip von ahimsa – die Mahatma Gandhi gelebt hat.
Anmerkungen:
1) Rudolf Steiner ist der Begründer eines neuen Kulturimpuls in Wissenschaft und Kunst, Heilpädagogik und Medizin. Er ist der Begründer der Anthroposophie, Waldorf-Pädagogik, biologisch-dynamische Wirtschaftsweise zur Gewinnung von vollwertiger, schadstoffreiner Nahrung. Er wurde im Februar 1861 geboren und verstarb am 30 März 1925. Zitat: „Goethes Naturanschauung stellte sich mir als eine geistgemäße
vor die Seele.“ (20 Juni 1882 Aufsatz an Friedrich Theodor Vischer)
2) Biographie & Werdegang von Heinz Grill https://heinz-grill.de/biographie-werdegang/ Heinz Grill ist eine Kapazität in der Geistforschung und Gründer der spirituellen freien Hochschule Naone, einem ökologischen Projekt mit Kunst, Natur und Spiritualität im italieni-
schen Trentino. Er ist anthroposophischer Heilpraktiker, Alpinist und Autor zahlreicher Bücher, die alle Lebensbereiche ansprechen und mit einem seelisch-geistigen Verständnis erweitern. Er ist eine lebende Quelle der Weisheit, die verbindend zwischen der geistigen und der irdischen Welt wirkt.
3) Heinz Grill Zitat: „die Art der Wahrheitstreue und die Tiefe der Auseinandersetzung, die der einzelne Bürger im Bereich der Spiritualität lebt oder zu leben beabsichtigt, wird wohl die am stärksten zu wertende Motivkraft für die Erlangung eines friedvollen Weltendaseins sein.“ Artikel: Spiritualität und der Weg zum Frieden – 08.05.2017
https://heinz-grill.de/spiritualität-und-der-weg-zum-frieden-in-der-welt/
4) Mohandas Karamchand Gandhi, genannt Mahatma Gandhi (1869 – 1948), war ein indischer Rechtsanwalt, Publizist, Asket und Pazifist, der zum geistigen und politischen Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung wurde.



