Yoga ist ein Jahrtausende alter, indischer Weg zur Selbsterkenntnis.

Yoga ist eines der sechs grundlegenden Systeme des indischen Denkens. Diese Systeme werden unter dem Begriff „darshana“ zusammengefasst. Das Wort „darshana“ entstammt aus der Sanskrit-Wurzel „drsh“, die wir mit „sehen“ wiedergeben können. Einfach ausgedrückt bedeutet „darshana“ – „die Sicht, die Schau oder auch eine bestimmte Art des Sehens“. Sanskrit ist eine altindische Umgangssprache, die tiefe Weisheit enthält und heute in Indien die Literatur- und Wissenschaftssprache ist.
Dieser Yogaweg war vor mehr als 6000 Jahren ein anderer als heute. Der Mensch in früheren Zeiten hatte dieses geistige Denken im Bewusstsein. Das Bewusstsein war noch intuitiver als heute, aber es fehlte das eigene „Selbst-Bewusstsein“. Der Körper wurde eher als eine Art Einschränkung empfunden. So kamen die Anfänge des Yoga in das Leben der Menschen.
Heute, in einer Zeit, in der wir Menschen häufig das Gefühl haben, nicht zu uns selbst zu finden, uns selbst fremd gegenüberstehen und oft nur noch versuchen den äußeren Anforderungen, die das Berufsleben und allgemeine Bedingungen der modernen Gesellschaft an uns stellen, gerecht zu werden, geht leicht der Blick für das Wesentliche verloren.
Deshalb ist es entscheidend, wie sich die Seele diesen Einflüssen und Gegensätzen stellt. Mit welchen Gedanken die Seele den Mitmenschen begegnet, mit welcher Aufmerksamkeit sie die Umwelt wahrnimmt. Dazu ist aber notwendig, dass eine Ich-Entwicklung statt findet durch einen aktiven, schöpferischen Prozess mit Hilfe der Seelenkräfte: Denken, Fühlen, Wollen.

Surya namaskara – Das Sonnengebet

Wo und wie beginnen wir die Yogapraxis?

Es hängt von unseren persönlichen Interessen ab. Wir beginnen dort, wo wir sind und so, wie wir sind.
Was unsere Praxis angeht, gibt es noch einen anderen wichtigen Punkt. Es sollte uns bewusst sein, dass wir ganzheitliche Wesen sind. Wesen aus Geist, Seele, Atem, Körper und mehr. Nur aus dem Körper heraus zu üben bringt uns nicht weiter. Das wäre, wie wenn ein Mensch nur einen Arm schön und stark trainiert und den anderen schwach lässt.
Ähnlich gibt es Menschen, die das Konzept des Yoga einseitig intellektualisieren. Sie schreiben wundervolle Bücher, sprechen ausgezeichnet über komplizierte Begriffe, können aber beim Schreiben oder Reden den Rücken nicht gerade halten.

So lassen Sie uns nicht vergessen:

Wir können die Yogapraxis an jedem beliebigen Punkt beginnen, aber als ganzheitliche menschliche Wesen müssen wir schrittweise alle Aspekte von uns selbst einbeziehen.
Aus diesem Grund benötigen Einsteiger-Yogis keine besondere Beweglichkeit oder Vorkenntnisse. Die Übungen werden in ihrem Schwierigkeitsgrad im Entwicklungssinne den gegebenen Bedingungen angepasst und bieten daher auch bei gesundheitlichen Einschränkungen oder in älteren Jahren noch vielfältige Möglichkeiten (der Fisch).

Yogis mit Grundkenntnissen

haben wiederum die Möglichkeit sich mit erweiterten Inhalten und Gestaltungsbildung der āsanas (Übungen) zu beschäftigen.

Yogis mit erweiterten Kenntnissen und Geübte

können sich noch intensiver der schöpferischen Bewusstseinsbildung und Ästhetik widmen, sowie der Meditation.

Was bedeutet Entspannung im Yoga?

Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass eine Entspannung nur dann stattfindet, wenn wir uns in die Rückenlage begeben. Findet beispielsweise keine geeignete Gedankenführung in einer solchen Rückenlage statt, dann kann auch meist der Körper nicht sinnvoll entspannen oder sich nicht ausreichend erholen und regenerieren. In manchen Fällen spürt der Mensch sogar eine verstärkte Unruhe. Deshalb sollte in einer Entspannungslage das Bewusstsein in jeder Phase aktiv bleiben durch konkrete bildhafte Vorstellungen, die einer gegenwärtigen Wirklichkeit entsprechen. Auf diese Weise beruhigt und entspannt sich das Nervensystem und schenkt auch dem Körper die notwendige Ruhe. Diese Ruhe und Entspannung entsteht jedoch bereits in der Yogapraxis, wenn der Praktizierende sich darin schult die Wahrheitsgedanken der Übungen zu denken, sie in der Anschauung bewahrt und über ein gegenwärtiges Fühlen schließlich den Willen ergreift und ins Formen kommt. Diese Konzentrationsarbeit mit Idealen, Wahrheitsgedanken und geistigen Gesetzmäßigkeiten zentriert den Menschen, und das Nervenkostüm wird geordnet. Klarheit und Ruhe entstehen. Zuweilen fühlt der Übende sich körperlich erschöpft, je nachdem wie intensiv gearbeitet wurde. Die Regeneration wird jedoch folgen auch auf körperlicher Ebene. Die Bewusstseinsarbeit in gegenwärtiger konkreter Führung schenkt die notwendige Entspannung und Ruhe für Körper, Seele und Geist.

Skizze aus dem Buch „Die Signaturen der Planeten“ von Heinz Grill.
Das Bild beschreibt plastische Bögen, die metrisch aufeinander abgestimmt sind und in ihren Schnittpunkten einen Kristall ausbilden. Der Kristall steht als Sinnbild für den klaren, konkreten Gedanken, der dem Jupiter eigen ist. Wenn ein Gedanke existiert, im Bewusstsein weiter verstärkt und auf- gebaut wird, entstehen metaphysische Formen, die den Bogenformen in diesem Bild nahekommen.